Berlin, 16. Januar 2023. Amtierende Europameister im Madison, 2018 und 2019 Weltmeister im Zweier-Mannschaftsfahren, dazu gemeinsam Sixday-Sieger in Berlin 2019: Roger Kluge (36 Jahre) und sein Partner Theo Reinhardt (32) sind die Top-Favoriten für das 110. Berliner Sechstagerennen. Hinter den beiden Ausnahmeathleten liegt ein sehr erfolgreiches Jahr 2022. Neben EM-Gold in München holte Kluge WM-Silber im Punktefahren und Reinhardt EM-Silber im Ausscheidungsfahren. Die Lokalmatadoren haben aber ein noch größeres Ziel: Eine Medaille bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Dafür beginnt im Februar mit der nächsten EM die Qualifikation. Darüber und ihre Beziehung zum Berliner Sechstagerennen sprechen Roger Kluge und Theo Reinhardt im Interview.

Was verbinden Sie mit dem Berliner Sechstagerennen in erster Linie?

Roger Kluge: Eine lange Tradition, damit meine ich aber nicht nur die Tradition des Rennens an sich, sondern auch meine eigene Verbindung und Geschichte mit und bei den Sixdays.  Ich war erstmalig als Jugendfahrer in der U15 dabei, wenn ich mich richtig erinnere. Ich bin also vor über 20 Jahren das erste Mal im Velodrom gefahren – und seitdem immer wieder gerne zurückgekommen. Es war immer auch mein Wohnzimmer. Und letztendlich haben meine Frau Judith und ich eine gemeinsame Geschichte beim Sechstagerennen. 2010 während der Sixdays sind wir zusammengekommen und haben hier unseren Kennenlerntag gehabt. Am 28. Januar ist es wieder soweit.

Und wie ist es bei Ihnen, Theo?

Theo Reinhardt: Berlin ist mein Heimrennen, es macht immer einen Riesenspaß, weil meine Familie dabei sein kann. Ich bin quasi im Velodrom groß geworden und verbinde deshalb natürlich viele Erinnerungen mit der Bahn. Meinen Sieg bei den Sixdays 2019 oder die Bronzemedaille zusammen mit Roger bei der Heim-WM 2020. Vor allem ist mir aber die Stimmung und Atmosphäre bei den Sixdays ist im Gedächtnis geblieben

Sie und Theo Reinhardt gelten als Top-Favoriten. Wer sind für Sie 2023 die schärfsten Konkurrenten?

Roger Kluge: Die Niederländer Yoeri Havik und Vincent Hoppezak sind megastark durch den Winter gekommen und waren bei fast allen Rennen – ob im Madison oder im Einzel – auf dem Podest. Die haben einen guten Lauf. Aber trotzdem gilt: Wir wollen gewinnen.

Theo Reinhardt: Ich sehe auch die Hauptkonkurrenz aus den Niederlanden. Auch Moritz Malcharek und Tim Torn Teutenberg können ganz vorn reinfahren. Vielleicht gibt es auch eine Überraschung – das wäre nicht das erste Mal in Berlin.

Wie verändert sich der Wettbewerb durch die Verkürzung von sechs auf drei Tage?

Roger Kluge: Ich denke, da muss man noch ein bisschen abwarten. Da gibt es nicht wirklich Erfahrungen, weil wir so noch nicht gefahren sind. Aber es wird vermutlich schon etwas anders. Ich glaube, es wird schneller werden, die Geschwindigkeiten weiter nach oben gehen, weil wir andere Gänge fahren können. Bei sechs Tagen muss man schon aufpassen, nicht mit einem zu großen Gang zu starten, um dann müde zu werden. Zudem ist die Gesamtbelastung und der Umfang an den Abenden auch etwas geringer als in der Vergangenheit. Da kann man noch aggressiver fahren – das ist sicherlich attraktiv für die Fans in der Halle.

Theo Reinhardt: Dieses Jahr sind zwölf statt 16 Mannschaften dabei, dazu sind wir nur drei Tage am Start. Ich denke, es wird deshalb von Beginn an extrem intensiv werden. Dieses Jahr heißt es von Anfang an für alle Vollgas – Verstecken ist keine Option. Wir werden sofort  agieren müssen. Das wird sehr, sehr interessant, aber auch sehr, sehr hart.

Mitte Februar müssen Sie bei den Europameisterschaften in Grenchen/Schweiz Ihren Titel im Madison verteidigen. Ist Berlin dafür ein guter Test?

Roger Kluge: Ja, ganz klar. Wir waren Anfang Januar zwei Wochen auf Mallorca, um nochmals eine gute Grundlage zu legen. Die Verkürzung der Sixdays bietet eventuell die Möglichkeit, schon mal den geplanten Wettkampf-Gang für die EM zu testen. Nach Berlin bleiben nur etwas mehr als zehn Tage bis zum Rennen, von denen wir noch eine Woche auf der Radrennbahn in Frankfurt (Oder) verbringen. Das Sechstagerennen in Berlin läutet also definitiv die heiße Phase der Vorbereitung für die EM ein.

Theo Reinhardt: Wir hatten im Dezember auch schon einen guten Rennblock, mit dem Sechstagerennen in Rotterdam und Rennen in Grenchen und Kopenhagen. Wir werden versuchen, die drei Tage in Berlin so gut wie möglich zu nutzen und richtig intensive Tritte zu machen, damit wird gut vorbereitet zur EM gehen können.