Die Niederländer Yoeri Havik und Jan-Willem van Schip gewinnen das 111. Berliner Sechstagerennen

Die Madison-Weltmeister Yoeri Havik und Jan-Willem van Schip haben am Samstagabend das auf zwei Tage verkürzte 111. Berliner Sechstagerennen gewonnen. Die Niederländer hatten in einem extrem spannenden Rennen in der finalen Jagd die etwas größeren Reserven und verwiesen mit 164 Punkten die Vorjahressieger, Lokalmatadoren und dreimaligen Europameister Roger Kluge/Theo Reinhardt mit 157 Punkten auf den zweiten Platz. Den dritten Rang erreichten im mit 7500 Zuschauern ausverkauften Velodrom die deutschen Meister Moritz Malcharek und Moritz Augenstein mit zwei Runden Rückstand (72 Punkte).

„Ich bin sehr stolz, dass wir in Berlin die Europameister schlagen konnten“, sagte Yoeri Havik aus dem siegreichen niederländischen Duo, der sich nach 2017 und 2018 zum dritten Mal in die Siegerliste eintragen konnte. „Es war großes Kino. Wir haben es in den Sprints versucht, aber nach zwei mega-geilen Tagen war kein Kraut gewachsen gegen die Weltmeister und der Tank bei uns ein bisschen leer“, sagte Roger Kluge, der am Sonntagmorgen mit seinem Partner nach Adelaide/Australien zum ersten Nations-Cup der Saison reist. „Wir haben keinen Grund, traurig zu sein. Die Stimmung war grandios, wie in alten Zeiten. Die Holländer sind die verdienten Sieger – sie waren diesmal einfach stärker“, sagte Theo Reinhardt, der zuletzt mit Partner Kluge bei der EM und den Sixdays Bremen die Weltmeister in die Schranken weisen konnte.

„Wir haben nach der Streichung des dritten Tages bis zur letzten Minute um die Veranstaltung gezittert, heute dürfen wir ein bisschen stolz sein, das Velodrom an zwei Tagen vollgemacht zu haben“, sagte Chef-Organisator Valts Miltovics. 5200 Zuschauer am Freitag und ein am Samstag ausverkauftes Velodrom mit 7500 Besuchern hätten für schwarze Zahlen gesorgt. Das Budget in diesem Jahr lag bei 650.000 Euro. „Mit den Besucherzahlen bin ich sehr zufrieden. Wir hatten so viele Zuschauer wie 2023 an drei Tagen. Wir müssen zurück zu drei Tagen, das wäre der nächste Schritt. Mehr will ich nicht versprechen“, sagte Miltovics weiter. Als Termin für 2025 werde erneut der Januar angestrebt.

Die Zuschauer im ausverkauften Velodrom erlebten einen Radsport-Abend der Extraklasse. Im Hauptwettbewerb lieferten sich die dreimaligen Europameister Roger Kluge/Theo Reinhardt und die amtierenden Weltmeister Yoeri Havik/Jan-Willem van Schip den erwarteten Zweikampf. Nach dem Mannschafts-Ausscheidungsfahren zu Beginn des Abends wechselte zunächst die Führung an die Niederländer. Nach der ersten Jagd über 100 Runden wechselte die Spitzenposition zurück an die Lokalmatadoren. Alle anderen Mannschaften lagen da schon mindestens zwei Runden zurück. Der Schweizer Claudio Imhof und sein Partner Roy Eefting-Bloem aus den Niederlanden setzten sich aber mit einem Rundenrekord (25,802 Sek.) im 500-Meter-Madison erfolgreich in Szene, ehe die finale 60-minütige Jagd den Abend beschloss.

Der Sprint-Wettbewerb der Männer verlief ebenfalls überaus spannend. Der Weltranglisten-Erste Mateusz Rudyk aus Polen setzte sich im letzten Sprint gegen Olympiasieger Roy van den Berg durch und holte damit auch den Gesamtsieg. Rudyk siegte mit 90 Punkten vor Lokalmatador Robert Förstemann (78). „Das Velodrom war ein Hexenkessel, das war Balsam für die Seele – Berlin kann Radsport. Ich hatte Gänsehaut“, freute sich Förstemann, der knapp seinen fünften Gesamtsieg verpasste. Den dritten Platz belegte van den Berg (74). Der Tscheche Tomáš Bábek beendete mit Tränen in den Augen im Velodrom seine beeindruckende Radsport-Karriere. „Berlin ist wie meine zweite Heimat, ich habe dort gelebt, bin dort Rennen gefahren und habe in dieser Stadt tolle Erinnerungen an meine Karriere gesammelt. Die Atmosphäre bei den Sixdays war wie immer fantastisch – es war emotional“, sagte „Superman“ Bábek nach seiner letzten Runde durch das Spalier der langjährigen Kolleginnen und Kollegen.

Bei den Stehern sicherte sich der Leipziger Daniel Harnisch mit seinem Schrittmacher Gerd Gessler den Sieg im zweiten Tageslauf und damit auch die Gesamtwertung aus drei Rennen. Kurz vor Schluss setzte das Duo die entscheidende Attacke. „Das Publikum war fantastisch“, freute sich Harnisch. Mit vier Punkten aus drei Rennen verwies er Europameister Reinier Honig aus den Niederlanden (5) und Robert Retschke aus Chemnitz (10) auf die Plätze zwei und drei. „Wir haben alles gesehen, was den Steher-Sport ausmacht. Tempo, Ausdauer und Taktik“, sagte Schrittmacher-Legende Peter Bäuerlein im PŸUR-Livestream.

Foto: Drew Kaplan